Der Tag X: Wie Sie Ihre Antrittsrede optimal vorbereiten
Heute ist Ihr großer Tag: Sie werden zum ersten Mal offiziell in der neuen Rolle als Vorgesetzter vor Ihre Leute treten. Aufregend ist das! Dabei wird die Wichtigkeit dieses Tages und einer Antrittsrede in der Regel unterschätzt und die Chancen der Gelegenheit bleiben oft ungenutzt. Hier habe ich ein paar Tipps für Sie, wie Sie diesen Tag optimal vorbereiten, um gleich Schwung für die erste Zeit in Ihrer neuen Rolle zu bekommen.
Ich habe bei der „Inthronisierung“ einige riesige Faux-pas erlebt, und ich hoffe, sie bleiben Ihnen erspart.
Das fängt damit an, dass sie gar nicht stattfindet. Das geht weiter damit, dass die neue Führungskraft an dem Tag im Urlaub ist und der Vor-Vorgesetzte die Aufgabe übernimmt. Es endet mit einem Aushang am Schwarzen Brett, über das die Kollegen erfahren, dass eine Kollegin ab sofort Teamleiterin ist.
Es gibt ein paar Dinge zu beachten, damit dieser Tag ein voller Erfolg wird und Schwung für die erste Zeit in Ihrer neuen Rolle gibt.
Weshalb sollten Sie eine Antrittsrede halten?
Sie können mit größter Aufmerksamkeit rechnen. Deshalb sollten sie die Rede natürlich gut vorbereiten, denn Sie können in der kurzen Zeit Herz und Verstand der Mitarbeitenden gewinnen – oder sich um Kopf und Kragen reden.
Gerade eine gelungene Antrittsrede ist die Chance, einen ersten Kontakt zu Ihren neuen Mitarbeitern herzustellen und den Rollenwechsel einzuleiten.
Vor allem wenn Sie vom Kollegen zum Vorgesetzten wurden ist es wichtig, den ersten Eindruck in der neuen Rolle zu machen und aktiv die Fragen zu beantworten, die das Team an Sie hat (aber nicht direkt stellt).
Sie zeigen, dass Sie den Führungsstab offiziell in die Hand nehmen und die neue Rolle einnehmen wollen.
Sie können die Antrittsrede außerdem für die Imagepflege im Unternehmen nutzen.
Also: Wenn Sie die Möglichkeit haben, dann ergreifen Sie die Initiative, holen Sie Ihr Team zusammen, sei es noch so klein, und halten Sie eine Antrittsrede.
Ziele der Antrittsrede
Sie wollen Orientierung geben und das nötige Vertrauen für die zukünftige Zusammenarbeit geben.
Mögliche Ziele könnten sein:
- Ein Klima gegenseitigen Vertrauens schaffen.
- In der Einarbeitungsphase unterstützt werden.
- Ihre Mitarbeitenden auf Ihren Stil vorbereiten.
- Hohe Erwartungen auf ein realistisches Ziel reduzieren.
Dazu ist es wichtig, dass Sie
- sich als Person vorstellen.
- Erfahrung und Kompetenzen mitteilen.
- Vertrauen für die neue Situation schaffen.
- Vorbehalte und Vorurteile ausräumen.
- Mitarbeiter auf den Führungsstil und die Ziele vorbereiten.
- Vorstellung von der künftigen Zusammenarbeit vermitteln.
Welche Fragen hat das Team?
Sobald die Mitarbeitenden vom Chefwechsel erfahren, machen sie sich Gedanken über Sie als zukünftigen Stelleninhaber.
Ihre Fragen gehen dabei in eine emotionale und ich eine sachliche Richtung.
Die emotionalen Fragen beantworten Sie natürlich nicht in Worten, sondern ich möchte als Mitarbeiter ein Gefühl für Sie als neue Führungskraft bekommen.
In erster Linie interessiert Ihre Mitarbeitenden, was Sie für ein Mensch sind. Kann ich Ihnen trauen? Wir wird die Zusammenarbeit mit Ihnen sein? Kann ich mich sicher fühlen oder muss ich mir Sorgen machen?
Auf der Sachebene fragt sich ihr Team was Sie vom Team erwarten, welche Ziele Sie haben und was die nächsten Schritte sind, ob sich etwas grundsätzlich verändert.
Achten sie also darauf, in Ihrer Rede eine vertrauensvolle, wertschätzende Atmosphäre zu schaffen.
Wie schaffen Sie eine vertrauensvolle, wertschätzende Atmosphäre?
Zeigen Sie sich vor allem als Mensch und nicht nur als Führungskraft.
Stellen Sie sich so hin, dass alle Sie sehen können.
Bringen sie Humor in Ihre Rede - damit erzeugen Sie Aufmerksamkeit und bleiben besser in Erinnerung. Sie könnten beispielsweise während der Antrittsrede in den ortsüblichen Dialekt verfallen oder etwas für die Region, das Unternehmen oder das Produkt Typisches witzig unterstreichen.
Schauen Sie während der Rede immer zu einzelnen Mitarbeitern und verweilen sie dort einen kleinen Moment. Natürlich blicken Sie generell freundlich in die Runde.
Sagen Sie auch, was Sie motiviert, die Rolle zu übernehmen. Freuen Sie sich auf die Zusammenarbeit mit dem Team? Dann sagen Sie das und auch warum genau.
Eines der Hauptziele Ihrer Antrittsrede ist, die Verbindung zwischen Ihnen und Ihren neuen Mitarbeitenden zu stärken. Arbeiten Sie deshalb das verbindende heraus. Betonen Sie die Freude auf die gemeinsame Zusammenarbeit. Sagen Sie, dass Sie sich für den gemeinsamen Erfolg einsetzen
Gibt es weitere Gemeinsamkeiten, wie Herkunft oder gemeinsame Erlebnisse, die Sie betonen können? Je mehr, desto besser.
Treten Sie nicht auf, als begönne mit Ihnen eine neue Zeitrechnung. Würdigen Sie ausdrücklich Ihren Vorgänger und die bisherigen Leistungen der neuen Mitarbeitenden.
Sprechen Sie aber auch schwierige Situationen ruhig taktvoll an. Damit machen Sie klar, dass Ihnen auch diese Themen bewusst sind und sich kümmern. Halten Sie sich jedoch mit konkreten Änderungsvorhaben zurück.
Welche Fehler können Sie machen?
- Den Vorgänger kritisieren. („Ich räume jetzt auf, der Vorgänger hat ja ein Chaos hinterlassen.“)
- Bisher Erreichtes in Frage stellen. („Wir werden jetzt die Prozesse anpassen, so wie bisher lief das ja überhaupt nicht gut.“)
- Zu viel versprechen, was Sie später nicht halten können oder wollen. („Meine Tür steht immer offen.“ Das hört sich gut an, aber Sie erklären sich damit zum Sammelplatz für alle Probleme der Mitarbeitenden. Ihr Ziel ist es aber, dass die Mitarbeitenden Probleme, die sie eigenständig oder mit kollegialer Hilfe lösen können, auch selbst lösen.)
- Zu allgemein und phasenhaft sprechen.
- Schon jetzt umfangreiche Veränderungen ankündigen.
- Zu sehr ins Detail gehen.
Was gibt es sonst noch zu beachten?
Holen Sie Ihr Team so schnell wie möglich zusammen, wenn es geht gleich am ersten Arbeitstag, mindestens innerhalb der ersten Woche. Achten Sie darauf, dass möglichst viele Mitarbeiter teilnehmen können. Laden Sie vielleicht auch noch andere relevante Führungskräfte und Kollegen ein.
Die Antrittsrede findet am Arbeitsort der Mitarbeiter statt - in der Produktionshalle oder im Besprechungsraum. Wichtig ist, dass der Raum genügend Platz für alle Mitarbeiter bietet.
Stimmen Sie den Zeitpunkt sowie die Form und die Organisation mit Ihrem Vorgesetzten ab. Es könnte hilfreich sein, dass sie oder er den Start macht; Sie ankündigt und Sie übernehmen dann. Oder Ihr Vorgänger übernimmt das. Das wäre ein besonders deutliches Signal, dass der Führungskreis hinter Ihnen steht und Ihnen vertraut. Allerdings könnte es auch genau entgegengesetzt wahrgenommen werden: Sie brauchen Hilfe! Wägen Sie also ab, was Ihnen dienlicher ist.
Wie bereiten Sie sich vor?
- Überlegen Sie sich das Ziel Ihrer Rede. Was möchten Sie erreichen? Wie sollen die Zuhörer herausgehen? Was sollen sie abends zuhause erzählen?
- Achten sie auf eine einfache Sprache.
- Reden Sie unbedingt frei. Zur Not erstellen Sie sich ein Manuskript in Stichworten auf Karteikarten.
- Üben sie die Rede einige Male, bis sie sitzt. Gerade die Anfangs- und Endsätze sollten Sie auswendig beherrschen.
- Dauer der Rede
- Ihre Rede braucht gar nicht lang sein. In 5-15 Minuten haben Sie das Wichtigste gesagt und Sie haben genüg Raum, Ihre angestrebte Wirkung zu entfalten. Lieber knackig als langatmig.
Aufbau der Antrittsrede
Begrüßung und Danksagung Sie begrüßen die Anwesenden und danken allen für Ihr Kommen. Vielleicht benennen Sie wichtige Anwesende mit Namen. Danken Sie für die freundliche Begrüßung zu Ihrem Arbeitsbeginn (wenn das so war). Und denken Sie daran, Ihre Vorgängerin oder den Vorgänger zu würdigen und zu danken.
Werden sie persönlich Erzählen Sie etwas über Ihren Werdegang. Schildern Sie allerdings nicht Ihren ganzen Lebenslauf, sondern zählen Sie nur einige wichtige Stationen und Spezialgebiete auf, die für die Stelle wichtig sind.
Sind Sie im Unternehmen bereits bekannt, entfällt das natürlich.
Wenn Sie Ihren Ruf kennen, können Sie gezielt darauf eingehen, um beispielsweise mögliche Vorbehalte zu entkräften. Sagen Sie auch, warum Sie die Führungsrolle übernommen haben und welches Ihr oberster Grundsatz ist.
Ob Sie etwas aus Ihrem Privatleben erzählen möchten, bleibt ihnen überlassen.
Ihre grobe Zielvorstellung Was möchten Sie für das Team oder das Unternehmen erreichen? Gehen Sie hier nicht zu sehr ins Detail.
Ihre Wünsche und Erwartungen an die Mitarbeitenden Welche Spielregeln sollen für die Zusammenarbeit gelten? Welche Werte (Offenheit, Vertrauen, Loyalität) sind Ihnen wichtig? Warum? Sie könnten auch die eigene Unsicherheit bezüglich der neuen Führungsrolle und die damit verbunden Erwartungen ansprechen (falls dem so sein sollte).
Was können die Mitarbeitenden von Ihnen erwarten? Sagen Sie, welchen Führungsstil Sie bevorzugen. Wie gehen Sie mit Informationen und Transparenz und Anerkennung von Leistung um?
Welches sind Ihre nächsten konkreten Schritte? Wahrscheinlich werden Sie Ihre Mitarbeitenden jetzt erst einmal in Einzelgespräche besser kennen lernen. Und Sie werden die erste Zeit nutzen um Ihr Führungsumfeld zu beobachten. Die Planung von nötigen Veränderungen kommt dann später - gemeinsam mit dem Team.
Motivierender Abschluss Betonen Sie noch mal Ihren Wunsch nach einer gelingenden Zusammenarbeit.
Wenn Sie diese Tipps beherzigen, sind Sie gut auf den Tag X und ihre Antrittsrede vorbereitet. Sie starten von Anfang an erfolgreich in den neuen Job und bekommen den nötigen Schwung für die ersten Monate in Ihrer neuen Rolle.
Ich hoffe, meine Tipps helfen Ihnen schon mal weiter. Wenn Sie die Inhalte auf Ihre ganz persönliche Situation anwenden möchten, melden Sie sich gerne bei mir. Ich unterstütze Sie entweder vor Ort, am Telefonisch und per Skype, mit Ihrem Anliegen ein konkretes Stück voran zu kommen. Mehr Infos dazu finden Sie unter www.stefanbrandt.de/anlaesse-fuer-coaching/.
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